Hast du mal versucht einen Handwerker kurz- oder mittelfristig zu beauftragen? Nee? Kannst du auch knicken. Das gelingt dir nur mit Beziehungen. Vitamin B. Wie früher. Oder mit Geduld. Dann aber langfristig.
Vitamin B hatte ich nicht. Geduld? Na ja.
Ich hatte Glück. Großes sogar. Es hat nur ein halbes Jahr gedauert bis ich den besten Tischler in Schöneweide fand. Für mich ist er deshalb der Beste, weil er nicht direkt nachdem er von meinem Anliegen erfuhr, ablehnte. Er vertröstete mich zwar auf den nächsten Monat: Ich sollte noch einmal anrufen. Für meine Hörart war das schon eine konkrete Zusage.
Es bedurfte dann doch noch zweier fernmündlicher Gespräche aber insgesamt behielt ich Recht: Der Tischlermeister Niehus sollte mein Held sein.
Einer Ortsbegehung mit Aufmaß und einem Monat später, war es dann so weit.
Vorgestern
Wir treffen uns um 10 Uhr am Linden-Pavillon im Volkspark Wuhlheide. Dem morschen und zugigen Unterschlupf muss die Fassade polliert, ein morscher Balken ausgetauscht und einige verlorengegangenen Fassadenteile erneuert werden. Der getaggte schokoladene Anstrich gehört generalüberholt.
Der Tischler hat die vorbereiteten Ersatzhölzer dabei, Olli Farbe und Pinsel. Enrico ist mit Klara, einem Lastenrad, welches Müllbeutel und Arbeitshandschuhe transportiert, angereist. Wir wissen ja nicht, wie viele Leute unserem Aufruf noch folgen wollen und sind lieber gut vorbereitet.
Lars hat heiße und kühle Getränke sowie Kuchen im Gepäck. Das Überleben ist gesichert. Und ich freue mich einfach nur, dass wir dieses Projekt endlich gemeinsam stemmen können.
Vorgeschichtliches
Im Februar 2019 wollten Lars und ich bereits den Pavillon streichen. Bei der Besichtigung fiel uns jedoch auf: Farbe allein reicht nicht. Es sind ein morscher Balken, der ausgetauscht gehört und fehlende Seitenwände, die erneuert werden müssen, bevor Farbe angebracht werden kann.
Ich musste einen Spezialisten für unser Projekt begeistern. So rief ich Tischler und Zimmerleute in der näheren Umgebung an. Das ernüchternde Ergebnis: Niemand konnte oder wollte.
Im August sprach ich das Thema dann auf der Fraktionsversammlung der Grünen an. Der Bezirksverordnete Bündnis90/Grüne, Jacob Zellmer, gab meine Fragen an die Bezirksverordnetenversammlung BVV weiter. Kurz darauf kamen diese Antworten:
Wer bis zur Beantwortung der Frage 5 gelesen hat wird verstehen, warum mir Geduld nicht angemessen erschien. Vermutlich wäre in 2 Jahren vom Pavillon nur noch die Bodenplatte kläglicher Überrest.
Von meinem engagierten Versicherungsfachmann bekam ich den entscheidenden Tipp. „Frag doch mal den Niehus!“ hieß es.
Mandy und die starken Männer am Ort des Geschehens
Mit Spachtel, Schleifgerät und Pinsel geht sogleich ein Jeder ans Werk. Wir haben nur 4 Stunden Zeit.
So wird konzentriert gearbeitet. Geschichten erzählen, diskutieren und lachen geht nebenbei trotzdem.
Aus des Tischlers Radio tönen Die Toten Hosen und Die Ärzte. Einer singt textsicher mit und wippt dazu.
Später bekommen wir Besuch einiger Kinder aus der Kita „Plönzwerge“. Sie wollen uns helfen und sammeln den umliegenden Müll von der Wiese und aus dem Gebüsch. Gut, dass wir die Gartenhandschuhe für Kinder auch im Lastenrad Klara spazieren fahren.
Vielleicht schaut sie zu
Den Pavillon hat der Kiez einer in 2017 verstorbenen Dame zu verdanken. Hilde Schneider. Sie hat sich einst für den Bau und dessen Erhalt stark gemacht. Ich selbst lernte sie leider nicht mehr persönlich kennen.
Ein fettes DANKE an
Tischlerei Niehus – mit dem Herz am richtigen Fleck und goldenen Händen.
Olli Schiller, Enrico Kühl, Lars Düsterhöft und alle anderen, die mich bei der Umsetzung der achtzehnten Tue Gutes und rede darüber – Aktion unterstützten.
Pro Wuhlheide e.V., die die Materialkosten, die für die Sanierung des Pavillons anfielen, übernehmen. Auf deren Webseite lässt sich die Geschichte des Wald- und Volksparks Wuhlheide nachlesen.
Jacob Zellmer Bündnis90/Die Grünen für die gestellte Anfrage in der BVV.
EDIT(h)!
WTF? 4 Nächte nach unserer glorreichen Tat, sieht der Pavillon so aus:
Jetzt diskutieren wir heiß darüber, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Von: Es-muss-ein-schönes-Graffiti-her-und-Schutzlack-drüber
Bis: In-Zusammenarbeit-mit-der-Polizei-die-Schmierfinken-überführen
sind viele SHADES OF GREY dabei.
Wer Ideen hat, der trete jetzt vor und verewige sie in einem Kommentar! Mercì.